Es ist nicht so, dass wir ihn nicht kennen würden. Und dennoch tanzt da wieder einmal ein Fremder im Zwielicht des Abends. Gerade als wir glauben, seine Setlist abschätzen zu können, schlägt der Mann einen Haken. Wenngleich sein Herz auch das Herz eines Rastamannes ist, seine Seele ist doch vielmehr die Seele eines Wanderpredigers, wie eins Woody Guthrie in seiner tiefsten Staubgeschichten-Ära. Sein Reggae ist alleine eine Liebeserklärung an Bob Marley, eine Hommage der Musik der Unterdrückten und Ausgebeuteten. Babylon als Synonym der tiefsten Abneigung gegen bayerische Biergemütlichkeit.
Ihn als bayerischen Bob Dylan zu sehen, wird diesem Mann dort auf der Bühne kaum gerecht, auch wenn es genügend Parallelen dazu gäbe. Wie Dylan selbst scheint Söllner stetig ein Suchender zu sein, ein Mann, der niemals sein Ziel erreichen kann, weil er sein Ziel ständig verändert. Über sein Privatleben gibt es kaum Publikationen, und wenn dann scheinen sie ebenso verwinkelt und getrübt wie Dylans Beschreibungen in Chronicles. Zuzutrauen ist ihm alles, und die meisten tun dies vermutlich auch.
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